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Stolzes Swanetien

Autorenbild: Gross LGross L

Swanetien ist eine abgelegene Region am nördlichsten Zipfel Georgiens. Die Swanen waren über Jahrhunderte ein gefürchteter Volksstamm mit uralten Sitten und einer eigenen Sprache. Wegen ihrer Tapferkeit und Kampfbereitschaft versteckten die Georgischen Könige ihre Schätze in den Gebirgstälern des Kaukasus und liessen sie von den Swanen bewachen. Nebst diesen Reichtümern verteidigten die Swanen auch zuverlässig die Nordgrenze und jede Sippe verfügte dazu über einen eigenen Wehrturm. Diese teilweise 1000-jährigen Bauten prägen noch heute das Bild in ganz Swanetien und geben einem das Gefühl, in einer anderen Zeit zu stecken.

Kloster Lamaria vor der "Bezengi Wall" in Ushguli
Kloster Lamaria mit typischem Wehrturm vor der "Bezengi Wall"

Das Leben in Swanetien ist rau – das spürt auch jeder Tourist. Die Strassen sind unbefestigt und matschig, Stromausfall liegt an der Tagesordnung und sobald die Sonne hinter den Berggipfeln verschwindet, wird es sofort eisig kalt. Einige dieser Berge sind über 5000m hoch und tragen Namen wie „Berg des Schreckens“ (Uschba). Hinter den Gipfeln liegt der grosse und von Georgien gefürchtete Nachbar Russland. Wir wollen uns kaum vorstellen, wie das Leben hier im langen Winter ist. Die einzige Zufahrtsstrasse ist oft unter Lawinen begraben und die Temperaturen fallen nicht selten auf minus 20 Grad oder noch tiefer.


Die Swanen sind uns sympathisch. Vielleicht liegt es daran, dass sie ein stolzes, unabhängiges Volk sind. Sie ordneten sich nie den Georgischen Königen unter und entwickelten ein eigenes politisches System, welches der direkten Demokratie der Schweiz ähnelt. Ihre Traditionen haben sogar die Zeit der Sowjetunion überdauert. Heute sind diese Traditionen durch den rasant wachsenden Tourismus bedroht. Gleichzeitig wäre ein Überleben in diesen Bergen ohne Tourismus wohl aber gar nicht mehr möglich. Uns scheint, als wären sich die Swanen nicht einig, ob dieser Tourismus nun Fluch oder Segen ist. Und so fühlen wir uns je nachdem, wen wir gegenüber haben, entweder als willkommene Gäste oder als „notwendiges Übel“.


Neben der einzigartigen Architektur ist Swanetien für seine atemberaubende Landschaft bekannt. Die Bergriesen erscheinen in jedem Tal und die Birkenwälder reichen bis an die Gletscher. Wir sind da, als der erste Schnee der Saison fällt und wandern bei strahlendem Sonnenschein und bei strömendem Regen.


Nachdem wir vier Tage im Hauptort und touristischen Zentrum Mestia verbracht haben, machen wir uns auf in das noch abgelegenere Ushguli – eine Gemeinschaft aus fünf kleinen Dörfern mit insgesamt etwa 200 permanenten Einwohnern. Auf über 2100 m über Meer ist es uns dann doch zu kalt, um in unserem Marmot zu übernachten und wir quartieren uns bei einer freundlichen Familie ein.


Die zurückhaltende aber liebevolle Gastgeberin verwöhnt uns mit Unmengen leckerem und lokal typischem Essen. In Swanetien sind die Speisen einfach aber herzhaft: Bohneneintopf, deftige Suppen, Kubdari (Fleischkuchen), Khachapuri (Teiggebäck mit Käse oder Ei), Kartoffeln, Käse-Kartoffel-Plätzli, flüssiger Käse im Tongefäss und vieles mehr wird aufgetischt. Frische Kräuter aus den kleinen Hausgärten, verschiedenste Sorten Kampot (hausgemachte Fruchtsäfte) und saure Pflaumensauce runden das Ganze ab.


Unser letzter Tag in Ushguli offeriert bestes Wanderwetter und wir staunen, als sich die „Bezengi Wall“ und der Berg Shkhara (5193m) in ihrer ganzen Pracht zeigen


Dann geht es für uns weiter über den Zagari Pass. Bis vor Kurzem war diese Strecke für normale Fahrzeuge kaum machbar. Für Offroad-Fans war der Pass ein wahres Paradies. Aber seit vielen Monaten wird fleissig betoniert und so ist die Offroad-Strecke mittlerweile nur noch wenige Kilometer lang. Dennoch, wir sind froh, dass unser Marmot Allradantrieb und ausreichend Bodenfreiheit hat und die Matschpiste so gut meistert. Obwohl sich die höchsten Gipfel in graue Wolken und Nebel hüllen, ist die Szenerie unterwegs spektakulär.


Wir fragen uns, wie stark die Fertigstellung dieser Strasse die Dörfer von Ushguli verändern wird. Bald wird diese hinterste Ecke Swanetiens keine Sackgasse mehr sein. Stattdessen wird sich künftig wohl jeder Tourist überlegen, von Mestia aus weiterzufahren und via Ushguli eine Rundreise zu machen. Ob diese Strasse also Fluch oder Segen ist, hängt wohl davon ab, was die Swanen daraus machen. Wir wünschen den Bewohnern, dass die Strasse ihr Leben erleichtert, sie vom Tourismus profitieren und trotzdem ihre Traditionen, Kultur und Architektur wahren können.


Tschüss Swanetien
Tschüss Swanetien

 
 
 

3 Comments


Mathias Gräni
Mathias Gräni
Nov 05, 2023

Atemberaubendi Bilder und üsserscht spannendi und unterhaltsami Biträg über üches Abenteuer! Witerhin gueti Reis, liebi Grüess, Maz & Lili

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Guest
Sep 30, 2023

Grossartig, aehr schön zu lesen, gnüssids ond witerhin vell Spass, LG Franz

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Guest
Sep 24, 2023

So cooli Impressione. Danke fürs Teile. Witerhin vell Spass üch drü.🥰 glg Heidi

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