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Perle der Seidenstrasse: Samarkand

Autorenbild: Gross LGross L

Aktualisiert: 15. Dez. 2023

Samarkand ist Heimat der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Usbekistans. Und wirklich, die Bauwerke aus dem 14. bis 17. Jahrhundert sind gewaltig. Der Registan Platz und die Bibi Khanum Moschee beeindrucken schon allein durch ihre schiere Grösse. Und sie sind allesamt über und über mit feinen Mosaiken und Ornamenten dekoriert.


Drei Medressen bilden das Ensemble des Registan Platzes. Hier studierten die Söhne reicher Familien 10 bis 20 Jahre lang den Islam und teils auch wissenschaftliche Fächer:


Um den Bau der Moschee Bibi Khanum ranken sich viele Legenden. Wahrscheinlich wurde sie im Auftrag des brutalen Herrscher Timurs für seine Lieblingsfrau Bibi gebaut. Auf jeden Fall ist sie gross. Unter dem Eingangstor kommen wir uns richtig klein vor.

Blick in die Bibi Khanum Moschee
Blick in die Bibi Khanum Moschee

Da wir ausserhalb der Hauptsaison reisen, sind viele Souvenirläden bereits geschlossen aber es gibt immer noch mehr als genügend davon. Die anderen Touristen sind hauptsächlich aus Usbekistan selber. Die meisten sind ältere Leute aus dem östlichen Ferg’ana Tal. Sie haben sichtlich Spass an ihren Gruppenausflügen. Und einige freuen sich, „richtige“ Touristen zu treffen und so posieren wir hin und wieder als Fotosujet oder werden einfach heimlich fotografiert.


Wie die Bibi Khanum Moschee gehen die meisten Prunkbauten Samarkand's zurück auf den grossen Timur. Als Militärführer und Emir schuf er eines der grössten, wenn auch kurzlebigsten Reiche, die je in Zentralasien existierten. Sein Timuridenreich grenzte im Osten an das Mongolische Reich im heutigen China und dehnte sich bis in die heutige Türkei aus. Obwohl seine Herrschaft bekannt ist für grosse Brutalität und Grausamkeit, feiern ihn die Usbeken heute als Helden. Jedenfalls war er kein Mann für das Unscheinbare. Das Mausoleum, welches er für seinen Enkel errichten liess, erstrahlt fast komplett in Gold. Mehrere Kilogramm wurden zur Dekoration der Wände und Decke verwendet.


Mein Lieblingskomplex aber ist Shah-i-Zinda, eigentlich ein Friedhof, auf welchem auch viele Verwandte von Amir Timur ihre letzte Ruhestätte fanden. Die Reichen und Schönen von damals scheuten keine Mühen, beziehungsweise hatten keine Skrupel andere für sich schuften zu lassen. Und so staunen wir heute über die üppig und stets in blau verzierten Gräber, die sich entlang einer engen Gasse gegenseitig übertrumpfen wollen.


Ausserhalb dieser touristischen Hotspots ist Samarkand eine aufstrebene Stadt. Es gibt neue Einkaufszentren, Kinos, Englischschulen und Fast Food Restaurants. Nur westliche Marken gibt es keine, was zur Abwechslung mal richtig erfrischend ist. Kein H&M, kein Zara, kein McDonalds, kein Starbucks. Dagegen scheinen die chinesischen Marken Usbekistan zu überrollen. Vom Stil her sind diese Billgkleider aus Fernost von den westlichen Trendsetter-Marken nicht zu unterscheiden. Die Jungen wollen übergrosse Daunenmäntel, knöchellange Jeans und Sneakers tragen. Über kurz oder lang werden die traditionellen Baumwollmäntel und vielfältigen Kopfbedeckungen wohl, wie fast überall auf der Welt, ganz von der Strasse verschwinden.


Auf dem Rückweg nach Tashkent, also bei unserem zweiten Besuch in Samarkand, erhalten wir einen sanften Vorgeschmack auf die Temperaturen, die uns in den nächsten zwei Monaten bevorstehen. Wir wollen nämlich bis nach Kokshetau, Nur-Sultan und Semipalatinsk in Kasachstan reisen. Diese Städte liegen am Rande Sibiriens und die aktuellen Tageshöchsttemperaturen liegen zwischen -20 und -30°C. Hier in Samarkand bewegen sich die Temperaturen aktuell noch um den Gefrierpunkt, aber der eisige Wind lässt einem innert Kürze frösteln.


Unsere kurzen Daunenjacken und Odlo Thermounterwäsche reichen da nicht mehr aus. Höchste Zeit also, unsere Wintergarderobe mit Mänteln und dicken Handschuhen aufzurüsten. Gesagt, getan - wir stürzen uns wohl oder übel ins Shopping-"Vergnügen". Und wir scheitern kläglich. Weder in den modernsten Malls, noch auf dem beliebtesten Basar werden wir fündig. Die meiste Ware ist qualitativ richtig schlecht und allermeistens nicht nach unserem Geschmack. Handschuhe finden wir gar nicht erst. Gute Second-Hand Ware ebenso nicht. Klar, wir könnten uns echte Pelzmäntel kaufen, dann hätten wir bestimmt warm – aber das wollen wir natürlich auch nicht.


Nun, wahrscheinlich sind wir einfach zu anspruchsvoll. Nur Klein R wird fündig und kauft für 15 Franken ganz passable Winterstiefel. Gross R und ich gehen leer aus, sind aber noch nicht gewillt, unsere Ansprüche nach unten zu setzen und hoffen auf Tashkent. Laut Wettervorhersage soll es wieder etwas wärmer werden – wir haben also noch eine kleine Schonfrist.

Auf der Zugsfahrt von Samarkand nach Tashkent wird es nur eines: kälter :-)

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